Italienische Erstzulassung (Fiorano Tag 2)
Wenn man an einem Samstagmorgen um dreiviertel fünf, den Kopf aus seinem Zelt auf einem oberitalienischen Zeltplatz stecken muss, liegt das im Normalfall an der eigenen Blasenschwäche, oder an der Angst vor langen Staus auf der Heimfahrt. Wenn allerdings 13 junge Dresdner Studenten am 2. Tag ihrer Italienreise dieses Ritual geschlossen ausüben, liegt weder das eine noch das andere nahe. Vielmehr stand der heutige Samstag ganz im Schatten eines großen Angstgegners:
Das Scruteneering (der Formula Student TÜV) unter italienischer Schirmherrschaft.
So standen wir Punkt 6.30 mit Sack und Pack an der Rennstrecke in Fiorano. Einziges Problem: die Frau am Einlass der Ferrari Hausstrecke konnte sich keinen Reim auf unser Erscheinen machen, geschweige denn, dass sie uns auf das Gelände lies. Nach kurzer Zeit stellte sich allerdings zum Glück heraus, dass der erste Teil des Tages in Fiorano zwei Querstraßen weiter vor der „Galleria Ferrari“ stattfinden würde.
So trafen wir also nach kurzer Irrfahrt als etwa fünfzehntes Team auf dem schon gut besuchten Veranstaltungsgelände ein. In den darauffolgenden Stunden ging das große Frage-Antwort Spiel los. Denn wenn 33 – größtenteils europäische – Formula Student Teams sich treffen, wird jede Konstruktion von unzähligen anderen Studenten inspiziert. So konnten wir als Erstjahresteam mal wieder einen ausführlichen Blick auf die „Großen“ der Szene und deren Prototypen werfen. Vor Allem mit unseren sächsischen Freunden aus Zwickau wurden so schnell Änderungen seit Hockenheim aufgearbeitet.
Eine weitere Besonderheit des Vormittagprogramms waren die teils abenteuerlichen Konstruktionen der italienischen Heimmannschaften: Schweißnähte komplett aus Schlacke, Bremsen- und Aufhängungsauslegungen eines LKW oder auch live vor Ort konstruierte und gefertigte Antriebsstränge. Nach einer kurzen Eröffnungszeremonie der italienischen ATA begann der wohl spannendste Teil des Tages. Von nun an musste sich Team um Team etwa 45 Minuten den kritischen Augen einer dreiköpfigen Jury stellen, dabei wird von der Jury sowohl die Regeltreue als auch besonders die Sicherheit der Rennwagen überprüft und anerkannt. So wurde nach dem sporadisch schmackhaften Mittagessen Arcus endgültig für seine Zulassung vorbereitet, wobei vor Allem die Elektrik und die Außenhaut kurzzeitig noch etwas gegen einen Problemlosen Ablauf hatten.
Aber um Punkt 16:30 war es, nach minimalen Anpassungen noch während der Kontrolle, endlich geschafft: Elbflorace hatte, wie zuvor schon einige andere Teams, das Scruteneering bereits im ersten Versuch gemeistert. Mit kontrollierter Eile war jetzt endlich die echte Rennstrecke in Fiorano das Ziel. Die inzwischen wohl auch informierte Dame am Empfang lies uns passieren, und wir konnten endlich den als Box fungierenden Zeltpavillion beziehen, der uns die nächsten beiden Tage noch als Heimat dienen wird. So verbringt Arcus nun die Nacht alleine mit seinen Prototypen- Geschwistern im Hochsicherheitstrakt von Fiorano, während wir zu einer weiteren Nacht voller Ungewissheiten auf unseren Zeltplatz zurückkehren und uns für morgen hauptsächlich eine Frage stellen:
Wie viele Kilogramm hat unser Rennwagen während seiner Radikalkur der letzten Wochen verloren??