Schwitzen bei 60° (Fiorano Tag 3)
Sonntag ist in Deutschland ja üblicher Weise der Tag, an dem Alle auch mal ausschlafen können. Auf der Via Gilles Villneuve 5, Fiorano, Italien, beim Nachbarn der wohl berühmtesten Fahrzeugschmiede der Welt scheint es beim hier ansässigen Rentnerehepaar viel mehr üblich zu sein, Sonntag morgens um Acht seinen weinroten Fiat Panda vom Staub der Woche zu befreien.
Als besonderes Spektakel während seiner Reinigungswut sollte dem älteren Herr heute allerdings mehrere Hundertschaften von Studenten aus aller Welt dienen, darunter natürlich auch wieder die 15 Teammitglieder von Elbflorace, die zum zweiten Wettbewerbstag der Formula Student Italy antraten.
Am heutigen nicht ganz so sonnigen Sonntag standen auf der Teststrecke von Fiorano zwei große Punkte auf der Tagesordnung: Zum einen der zweite Teil der „Fahrerlaubnis“ für alle Prototypen, zum anderen alle statischen Events.
So galt es um Punkt Neun das erste mal eine Jury vom Konzept und Design von Arcus zu überzeugen. Dabei ging es den drei italienischen Juroren um Punkte wie den Entwicklungsprozess des Gesamtfahrzeuges, spezielle technische Umsetzungen und Innovationen oder auch selbst erkannte Fehler und Probleme.
Nachdem nach 15 Minuten sämtliche Fragen beantwortet waren, ging es mit Arcus direkt zum Quintathlon der Fahrzeugüberprüfungen. Zu Beginn ein erster Schluck wunderbaren italienischen Treibstoffes, zur Überprüfung der Dichtigkeit des Tanksystems und anschließend der wohl spektakulärste Teil, der Tilt Table. Dabei wird das Fahrzeug um bis zu 60° zur Seite geneigt und muss dabei seine vier Füße auf dem Boden lassen. Damit wird die Kippsicherheit der Fahrzeuge überprüft, ähnlich wie beim altbekannten Elchtest.
Arcus @60° Tilttable
Mit Teil Drei der Überprüfung stand der wohl spannendste Teil des Tages an: die genau Vermessung des Fahrzeuggewichts.
Wiegen: 263kg
Und tatsächlich haben sich die vielen Stunden Arbeit seit dem Hockenheim-Rennen ihren Sinn erfüllt. Arcus liegt bei einem vollbetanktem Kampfgewicht von 263kg und hat damit in vier Wochen unglaubliche 33kg abspecken können (neue Verkleidung, Accusump entfernt, …). Nachdem auch der Jubel über diese Leistung abgeklungen war stand zum ersten Mal der laufende Motor auf dem Prüfstand.
Beim Noise Test wird dabei die Einhaltung der Lautstärkenlimits sichergestellt. Bei erlaubten 110dB bei Volllast erreichten wir stattliche 108,3 dB, was einem startendem Düsenjet schon sehr nahe kommt.
Noisetest, Aufbau
Noisetest, Messung
Als besonderes Highlight stand zum Abschluss noch die kritischste Prüfung an. Zum ersten Mal durfte unser Prototyp wirklich die Straße von Fiorano unter die Räder nehmen, nur um nach einhundert Meter zu beweisen, dass er regelkonform wieder zum stehen kommt. Den beim Breaktest müssen alle vier Räder gleichzeitig zum blockieren gebracht werden, was die Funktionsfähigkeit der Bremsanlage sichert.
Braketest
Nachdem auch dieser Meilenstein, wie schon alle vorhergehenden, beim ersten Versuch bewältigt werden konnten, war ein langer Tag auch schon wieder zu Ende. Zu guter Letzt lies sich das Team noch den Abend durch eine gemeinsame Runde Pizza versüssen, und zeitiger als üblich ging es in die Schlafsäcke, denn der morgen anstehende Renntag wird noch viel abverlangen.